Gedenktafel für Verfolgte der NS-Militärjustiz

Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis XIX Zweigstelle Döbling

 

Architektur/architecture: Atelier Heiss Architekten

Bauherr/client: BUWOG – Bauen und Wohnen Gesellschaft mbH

Ausführung/execution: 2025

 

Auf der Liegenschaft 1190 Wien, Gatterburggasse 12-14, zur damaligen Zeit Theresiengasse, wurde im Jahr 1893 das Gemeindehaus XIX. Bezirk errichtet. Bis 1991 war in diesem Gebäude auch das Bezirksgericht untergebracht, dem bis 1938 ein Gefangenenhaus angeschlossen war. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Räumlichkeiten des Gefangenenhauses für das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis XIX Zweigstelle Döbling verwendet. Ab welchem Zeitpunkt diese Verwendung genau erfolgte, ist unklar, ebenso die Verwendung nach 1945. Auch wenn dem Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis XIX keine zentrale Bedeutung beigemessen werden kann, war es Teil eines Netzwerks von Militärjustizeinrichtungen, die der Verfolgung von Menschen dienten, die unterschiedlichste Formen von Widerstand leisteten. Desertion oder Wehrkraftzersetzung wurden als politische Delikte aufs Strengste oft mit dem Tode bestraft. So unterschiedlich die Handlungen und die Beweggründe dafür waren, trugen sie als Widerstand des Kleinen Mannes dazu bei, der NS-Herrschaft und dem Krieg ein Ende zu setzen. 

 

Im Bewusstsein, dass Orte zwar zu Repräsentanten von Erinnerungen … werden könne, dies aber nie aus sich selbst heraus sind *, versucht der Entwurf einen Blick in die Geschichte des Gebäudes zu werfen. Diese Geschichte beginnt nicht mit der NS-Zeit und endet auch nicht mit ihr, wie sowohl Opfer, als auch Täter aus der Mitte der Gesellschaft kamen und Letztere oft nach Kriegsende wieder dorthin zurückkehrten. Um diese zeitliche Kontinuität abzubilden, wird eine relativ willkürliche Auswahl an Dokumenten, die im Zusammenhang mit dem Gebäude stehen, getroffen. Einreichpläne, Bescheide, Akte des Wehrmachtsuntersuchungsgefängnisses und in Hinblick darauf, dass Geschichte auch Alltagsgeschichte ist, auch solche, die Nebensächlichkeiten betreffen, wie ein Dienstzettel an den Uhrmacher oder ein Aktenvermerk über Blumenschmuck. Ausschnitte aus diesen werden auf Glasplatten gedruckt und übereinandergeschichtet. Sie repräsentieren einem Röntgenbild ähnlich die Geschichte des Gebäudes und bilden den Hintergrund für einen Text, der den Verfolgten der NS-Militärjustiz gedenkt. Weiterführende Informationen zu diesem Thema sind unter http://deserteursdenkmal.at zu finden.

 

* M. Lichtenwagner, Leerstellen, Mandelbaum Verlag 2012, S.11