K08 Kunst aus Kärnten von 1945 bis heute

 

TEXT CHRISTINE GRUNDNIG

 

Die Charakteristika des Œuvres von Claus Prokop sind die (Punkt-)Struktur und ihre flächenfüllende Systematik. Damit schließt Prokop an Ferdinand Penker an, gehört aber zu einer jüngeren Generation, die unter ganz anderen Prämissen arbeitet.

 

Am Anfang stand die abstrakte, evokative Wiedergabe der kultivierten Natur, der künstlichen Regelmäßigkeiten, die in Flächenstrukturen umgesetzt werden. Dem folgen Flächendefinitionen, die kompositorisch nur noch auf das formale Element des Punktes beschränkt sind, das in seiner systematischen Aneinanderreihung eine Modulation ergibt. Die Punkte erscheinen als deutlich individuelle Formen. Darin unterscheiden sich die Raster von Prokop von den digitalen Strukturen elektronisch generierter Bilder. Hier zeigt sich die Eigenart: Zur Suche nach Struktur und Ordnung tritt immer ein willkürliches, emotionales Element hinzu, das sich im Materialexperiment und in der manuellen Bearbeitung formuliert: In der Malerei durch substantielle Verdichtungen gegenüber Schleifstellen, in der Grafik werden die Rasterstrukturen z. B. mit Hilfe des elektronischen Kopierverfahrens aus der Malerei auf Transparentpapier übertragen, dann werden die Blätter collagiert und mehrfach übermalt. Mit Hilfe von Film, Video, der digitalen Fotografie, dem Computer usw. wird die Bildinformation der Gemälde in neue Arbeiten transferiert. Und so entwickeln sich ein Werk aus dem anderen und eine Werkserie aus der vorherigen und es entsteht ein geschlossenes Œuvre. „Autogamie“ nennt Claus Prokop diese Strategie der Selbstbefruchtung, der ständigen Weiterentwicklung der formalen und technischen bildnerischen Mittel und der steten Neubefragung des Inhalts aus dem Werk heraus. Selbst wenn Claus Prokop seine Bilder statt mit dem Pinsel am Computer herstellt – wenn er seine Bildvorlagen aus Fernsehen, Zeitungen und Internet bezieht, digitalisiert und bearbeitet, vergrößert, neu arrangiert, zerlegt oder überlagert bis ein abstraktes Bild entsteht und dann auf Folien und Glasplatten druckt oder ätzt, oder mit Hilfe von Folien auf Fensterscheiben oder gläserne Geländerbrüstungen kaschiert und wieder in die Malerei zurückführt – geht es immer um die Etablierung struktureller Ordnungen und um die Repetition und Variation modularer Elemente.