"Ohne Titel"

Anmerkungen zu Claus Prokop

 

Sprache existiert nur im Begrifflichen, wie Denken nur im Sprachlichen erfolgen kann.

Die Bezeichnung "Ohne Titel", die das bisherige malerische Werk von Claus Prokop benennt, erweist sich als richtig, definiert sie doch die Malerei als Non-Verbales.

Oberflächlich gesehen könnte man allerdings sagen, der Maler überläßt dem Betrachter die "Interpretation" oder sogar die Fertigstellung des Bildes als sein individuelles Kunstwerk.

Diese - mögliche - Spekulation scheint mir für Claus Prokop nicht zu gelten. Zwar ist seine Arbeit von einer Zurückhaltung gekennzeichnet, welche das Publikum nicht zur sofortigen Stellungnahme zwingt; gleichzeitig ist jedoch deutlich spürbar, daß es eine Folgerichtigkeit, einen "Sinn" in dieser Malerei gibt, die den Betrachter nicht ins Nirgendwo entläßt, sondern bei der Hand nimmt und führt.

Handelt es sich also um Tafelbilder im klassischen Sinn? Der Maler hat es uns nicht - oder noch nicht - verraten.

Evident ist, daß er ein Thema konsequent abhandelt, für welches es einen - sprachlichen - Begriff gibt, der auch für die Malerei seine Zuständigkeit hat: Landschaft.

Das Wort "Landschaft" beinhaltet eine umfassende Erlebniswelt für eine metaphorische Emotionalität, wie für analytisches Denken. Dieser übergroße Reichtum des Möglichen verlangt nach jener Zurückhaltung, die dem feinen  künstlerischen Instinkt des Malers Claus Prokop eigen ist. Nur die Reduktion der Mittel kann Wesentliches wie Persönliches sichtbar machen.

Die "Landschaftsfarben" Grün-Rot oder Grün-Ockergelb, mit allen Assoziationen behaftet, sind einer formalen Ordnung unterworfen. Im Farbraum des Bildes unterwandern sie diese Ordnung und setzen das Bild in Bewegung; ein poetisches Geschehen, welches die Frage nach Objektivität oder Subjektivität, Konkretion oder Abstraktion überflüssig macht.

 

Peter Kodera, im Juni 1996